Motorische Koordination und Kognition im Kindergarten: Eine Interventionsstudie

Kinder bei motorisch-koordinativer Tätigkeit

Claudia Roebers, Katja Jäger, Nicole Oberer

 

Die neuropsychologische Forschung hat vielfach aufgezeigt, dass bei motorisch-koordinativen Aktivitäten ähnliche Hirnstrukturen (präfrontaler Kortex, Cerebellum) aktiviert werden wie bei der Lösung von kognitiven Aufgaben. Auch im Entwicklungsverlauf zeigt sich, dass die motorische und kognitive Entwicklung im Zusammenhang steht (Diamond, 2000). Aus der Sicht von Lehrpersonen wird darüber hinaus die motorische Entwicklung von Kindern oft als ein Hinweis auf eine bestehende (oder noch nicht bestehende) Schulbereitschaft gesehen.

Kind bei Lösung kognitiver Aufgabe

Vor diesem Hintergrund stellt sich in diesem Projekt die Frage, ob sich kognitive Fähigkeiten - und damit auch indirekt die Schulbereitschaft von Kindern - durch motorische Trainings beeinflussen lassen. Verschiedene Studien konnten zeigen, dass körperliche Aktivität die kognitive Leistung von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern positiv beeinflussen kann (Barenberg, Berse, & Dutke, 2011; Best, 2010; Hillman, Erickson, & Kramer, 2008; Kramer, Erickson, & Colcombe, 2006; Sibley & Etnier, 2003; Tomporowski, Davis, Miller, & Naglieri, 2008). Die meisten bisher untersuchten Interventionen beinhalteten jedoch ausdauerbasierte Trainings; diese Art der Trainings scheint aber für junge Kinder denkbar ungeeignet. Ausserdem wurden bisher kaum Kindergartenkinder untersucht. Aus diesem Grund sollen in der geplanten Studie die Effekte eines Koordinationstrainings auf die exekutiven Funktionen von Kindergartenkindern untersucht werden.

Insgesamt nehmen 78 Kinder an der Studie teil. Diese wurden zufällig entweder der Experimental- oder Kontrollbedingung zugeordnet. Mit den Kindern der Experimentalgruppe wird drei Mal pro Woche während 4 Wochen ein Koordinationstraining (Gleichgewicht, Ballfertigkeiten) durchgeführt. Zur gleichen Zeit werden mit den Kindern der Kontrollgruppe ebenfalls drei Mal pro Woche während 4 Wochen kindergartenübliche Tätigkeiten (Basteln, Spielen, Geschichte hören) durchgeführt. Vor und nach diesen 4 Wochen werden die kognitive Leistung und die motorische Koordinationsfähigkeit der Kinder untersucht. Die beiden Gruppen können anschliessend bezüglich Veränderungen in der Koordinationsfähigkeit und der kognitiven Leistung verglichen werden.